Materialien, die zu einem positiven Marktwert gehandelt werden können, müssen keine Abfälle werden!
ReUse & Trade ist eine Online Handelsplattform, auf der Unternehmen Materialien und Produkte handeln können, die sonst unnötigerweise dem Entsorger zukommen. Der Fokus liegt also auf solchen Materialien, die trotz erneuter Nutzungsmöglichkeit bislang den Weg in das Recycling finden.
Die Idee der Gründerin Katharina Dombrowski will somit nicht nur für Unternehmen einen finanziellen Mehrwert schaffen, sondern zielt vor allem auch auf Umweltschutz ab. Die Wiederverwendung von Materialien anstelle einer Entsorgung oder eines Recyclings verlängert deren Lebenszyklen. Vermeintliche Abfälle bleiben somit werthaltige Materialien, die unmittelbar wiederverwendet werden können.

Unsere Motivation ist es, den Anteil der Wiederverwendung von Materialien zu erhöhen, sodass weniger Materialien unnötig entsorgt werden. In den meisten Unternehmen steht meist Recycling und nicht Wiederverwendung im Fokus. Da Recycling einen Prozess beschreibt, bei dem wiederum neue Ressourcen eingesetzt werden, bietet die Wiederverwendung einen großen Vorteil. Hier werden keine neuen Ressourcen gebraucht und zusätzlich Abfälle vermieden. Für Verkäufer und Käufer bedeutet dies neben den Vorteilen für die Umwelt auch eine immense Zeitersparnis. Die Materialien behalten außerdem durch den Prozess der Wiederverwendung ihre Wertigkeit, die beim Recycling stark verringert werden würde.
Durch die Nutzung von ReUse & Trade können sich Verkäufer die aufwändige Suche nach potenziellen Käufern ersparen. Sie stellen ihr Material online ein, legen einen Preis fest und lassen nach dem Pull-Prinzip Käufer reagieren. Für Käufer bietet es den Vorteil, dass sie auf unserer Plattform eine breite Auswahl an Produkten an einem Ort gebündelt finden.

Ein Schlüsselerlebnis für Katharina Dombrowski war ein Besuch in Marokko, bei dem sie beobachtete, wie sich ein querschnittsgelähmter Mann, der sich keinen Rollstuhl leisten konnte, auf einem Stück Pappe durch die Straßen schob. Zurück in Deutschland berichtete ihr ein Kollege im Betrieb, dass erst kürzlich zwanzig neue Rollstühle entsorgt wurden und beim Recyclingprozess wieder eingeschmolzen wurden. An diesem Punkt stellte sie ihre Arbeit in Frage und entwickelte die Idee von ReUse & Trade.
Im November 2019 hat sie ReUse & Trade dann gemeinsam mit Nezar Housni gegründet und im Februar 2020 ging die Online Handelsplattform live. Dort können jetzt Nebenprodukte aus dem Herstellungsprozess, fehlbestellte Materialien, Überhangmengen, eingelagerte Materialien, fertige Produkte sowie Produkte, die durch Qualitätsprüfungen fallen, weiter gehandelt werden.

Wir erschließen mit unserem Geschäftsmodell einen neuen Markt, der sich vor allem in den letzten Jahren entwickelt hat. Unternehmen werden immer mehr auf das Prinzip der Wiederverwendung aufmerksam und die Umstellung von einer linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft nimmt langsam ihren Lauf, nicht zuletzt auch Dank unseres Unternehmens. Erste Erfolge feierten wir im Herbst 2020 als die ersten Materialien erfolgreich „gerettet“ werden konnten. Zum heutigen Zeitpunkt bieten wir eine Vielzahl unterschiedlichster wiederverwendbarer Materialen auf unserem Marktplatz an.

Rohstoffe und Materialien werden immer knapper, daher wird ein verantwortungsvoller und effizienter Umgang mit diesen immer wichtiger. Die meisten Unternehmen wirtschaften zurzeit in einer linearen Wirtschaft, das heißt, nachdem etwas produziert und verwendet wurde, wird dieses entsorgt. Ziel sollte es jedoch sein, in einer Kreislaufwirtschaft zu agieren. Diese wird von dem Grundgedanken geleitet, die Nutzungsdauer von Produkten und Materialien zu verlängern und die Entsorgung dieser Produkte hinauszuzögern. Nicht alles, was nach Abfall aussieht, ist auch Abfall. Geben Unternehmen diesen an ihren Entsorger weiter, so zahlen sie dafür. Verkaufen sie die Materialien stattdessen über unseren Marktplatz, so bekommen sie einen bedeutenden Anteil des Originalpreises dafür und steigern damit ihren Umsatz.

Viele Materialien finden bei anderen Unternehmen einen weiteren Einsatz, sorgen so für einen finanziellen Mehrwert, und schützen die Umwelt und Rohstoffe.

Das Gespräch führten Katharina Dombrowski (ReUse and Trade GmbH) und Ulrike Künnemann (InnoZent OWL e.V.), Februar 2021

Ein Best Practice Beispiel im Rahmen von CirQuality OWL.

Fotos: ReUse & Trade