Wird die Ökobilanz künftig zum Standard? Was beinhaltet eine Ökobilanz? Wie komplex ist das Ganze? Und lohnt sich der Aufwand in der Praxis?
Eine Ökobilanz (auch bekannt als Lebenszyklusanalyse, Umweltbilanz, Environmental Product Declaration / EPD oder Life Cycle Assessment / LCA) ist eine systematische Analyse der Umweltwirkungen von Produkten während des gesamten Lebensweges. Zur Ökobilanz gehören sämtliche Umweltwirkungen während der Produktion, der Nutzungsphase und der Entsorgung des Produktes sowie die damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse (z.B. Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe).
Die Ökobilanz bietet ein wirkungsvolles Instrument, um Kriterien und Entscheidungshilfen für die nachhaltige, umweltfreundliche und zirkuläre Entwicklung von Produkten herzuleiten. Weitere Effekte können das Identifizieren von Einsparpotenzialen sowie die Erarbeitung von Kriterien zur Bewertung von Investitionen, Logistikkonzepten und Lieferanten sein.
Die Windmöller GmbH mit drei Unternehmensstandorten in OWL und rund 500 Mitarbeitern produziert innovative Bodenbeläge, Akustiksysteme und Holzwerkstofflösungen.
Das Thema Nachhaltigkeit hat bei der Windmöller GmbH bereits eine lange Tradition. Seit 2004 bietet das Portfolio an Böden u.a. den weltweit ersten Bioboden auf Polyurethanbasis. Basis ist der Hochleistungsverbundwerkstoff ecuran aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen und natürlichen Füllstoffen. Natürliche Öle wie Raps- oder Rizinusöl ersetzen üblicherweise genutzte petrochemische Polyole. Auf den Zusatz von Chlor, Weichmachern und Lösemitteln wird verzichtet. Der PURLINE Bioboden wurde bereits mehrfach prämiert und ist Cradle to Cradle Silber zertifiziert.
Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen geht es in der Praxis häufig darum, diese an Prioritäten auszurichten und miteinander abzustimmen. Oberste Priorität hat bei Windmöller das Thema Gesundheitsschutz, d.h. die Produkte sollen emissionsarm sowie frei von Gerüchen, Gefahrstoffen und Weichmachern sein. Eine weitere Priorität liegt auf dem Aspekt der Langlebigkeit, d.h. Produkte müssen maximal belastbar, licht- und beständig gegen Reinigungsmittel sein. Anschließend folgt der ökologische Fußabdruck mit einem möglichst geringen Ressourcenverbrauch, der Verwendung nachwachsender Rohstoffe, der Nutzung erneuerbarer Energien und der Schaffung einer Kreislauffähigkeit. Diese drei Kategorien müssen dann noch eine große Dekorvielfalt sowie verschiedenste Formen von Verlegevarianten ermöglichen.
Windmöller Produkte sind mit einer Vielzahl von Siegeln ausgezeichnet. Für das Unternehmen bedeutet jedoch insbesondere die Cradle to Cradle Zertifizierung eine hohe Transparenz und Glaubwürdigkeit nach außen und das in einem internationalen Maßstab.
Im Gegensatz zu Siegeln stellen Ökobilanzen weder eine Auszeichnung des Produktes dar, noch sind sie ein Leistungszertifikat. Des Weiteren ist die Erstellung von Ökobilanzen mit diversen Herausforderungen verbunden. Aktuell gibt es keine einheitlichen Datenbanken sowie Abweichungen zwischen den am Markt befindlichen Datenbanken. Auch die Datentransparenz ist teilweise nur schwer nachvollziehbar und beinhaltet gewisse Unschärfen durch Abschätzungen, Mittelwerte, Worst-Case-Szenarien oder Analogieschlüsse. Daten können sich im Verlauf der Zeit ändern, was zu neuen Produktbewertungen führt. Schwierig ist auch die Frage bezüglich der Systemgrenzen und der Definition der Lieferketten.
Ökobilanzen können missbraucht werden, um unseriöse Vergleiche zwischen Produkten herzustellen. Sie können in einem gewissen Maße manipuliert werden, indem z.B. eine unrealistische bzw. unübliche Nutzungsdauer von Produkten zu Grunde gelegt wird oder die die Annahmen zu tatsächlichen Recyclingquoten nur fiktiv sind.
Trotz all dieser Einschränkungen spielen sie bei Windmöller eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen eine wissenschaftliche Transparenz hinsichtlich der Umweltauswirkungen und erfordern eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Produkt.
Ökobilanzen leisten einen Beitrag zur Steuerung der Produktentwicklung. Sie geben eine Übersicht, wo das Unternehmen mit seinen Produkten steht. Betrachtet werden der gesamte Lebenszyklus sowie die Rohstoffauswahl, was zu einer Produktoptimierung sowie zu einer strategischen Produktentwicklung führt.
Sie erzeugen einen Kundennutzen, indem sie eine Grundlage für z.B. Gebäudezertifizierungen wie DGNB/LEED/BREEAM bieten. Sie ermöglichen faktenbasierte Argumentationen und damit eine Transparenz sowie bedingte Produktvergleiche.
Ökobilanzen bieten Unternehmen eine Grundlage für langfristige Orientierung und Strategien. Damit sind Unternehmen eher davor geschützt, von zu vielen Einzeltrends getrieben zu werden.
Sie dienen perspektivisch als Grundlage zur Ermittlung von Abgaben und Bilanzen, z.B. mit Blick auf CO2 Abgaben oder Ausgleichszahlungen oder bezüglich Kostenbeteiligungen an z.B. Rücknahmesystemen mit Blick auf EPR (Extended Producer Responsibility).
Als Fazit hält Dr. Thomas Hohberg für die Firma Windmöller fest:
Eine nachhaltige Entwicklung geht nur mit Messbarkeit und wissenschaftlicher Expertise einher.
Ökobilanzen sind noch nicht perfekt, aber das Beste was wir haben.
Schon jetzt bieten sie Unternehmen viele Vorteile nach Innen und Außen.
Für interessierte Laien sind sie schwer zu verstehen.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit ihnen sowie ein sparsamer Marketingeinsatz sind wichtig.
Unser Wunsch: Auch die Politik sollte sich an Fakten orientieren und langfristig gültige Rahmenbedingungen schaffen.
Die Ökobilanzen / EPDs (Environmental Product Declaration) wurden nach ISO 14025 und EN 15804 erstellt und sind auf der Webseite des Instituts Bauen und Umwelt e.V. in Berlin einsehbar.
https://ibu-epd.com/veroeffentlichte-epds/
Weitere Informationen zum Unternehmen finden Sie auch im neuen virtuellen Showroom https://showroom.wineo.de/
Eingeladen hatten InnoZent OWL e.V., der Verein Deutscher Ingenieure - VDI Ostwestfalen-Lippe e.V. und die IHK Lippe zu Detmold in Kooperation mit der Effizienz-Agentur NRW im Rahmen von CirQuality OWL. Der Workshop war Teil der Veranstaltungsreihe solutions – dem OWL Forum für Technologie und Innovation.
Das Vorhaben Cirquality OWL wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Land NRW gefördert.