Mit nachhaltigen Ansätzen / zirkulärer Wertschöpfung Qualität, Innovationen und Märkte für Produkte und Dienstleistungen gestalten

Nachbericht: Erfahrungsaustauschgruppe 1, Treffen Nr. 3


Von links: Dr. Thomas Hohberg, Windmöller GmbH; Johannes Lackmann, WestfalenWIND GmbH; Jürgen Hofmann, Renolit SE; Horst Rudolph, Trilux GmbH & Co. KG, Eric Adelt, IP Adelt GmbH, Marc Bracke, IANUS Simulation GmbH (Foto: InnoZent OWL e.V.)

Das dritte Treffen der Erfahrungsaustauschgruppe „Mit nachhaltigen Ansätzen / zirkulärer Wertschöpfung Qualität, Innovationen und Märkte für Produkte und Dienstleistungen gestalten“ fand am 27.10.2020 zum ersten Mal coronabedingt in einem Hybridformat bei der WestfalenWIND GmbH in Paderborn statt. Vertreter aus acht Unternehmen trafen sich vor Ort und besichtigten im Vorfeld des Treffens eine Windkraftanlage. Vertreter von drei weiteren Unternehmen schalteten sich per Videokonferenz dazu.

Als neue Teilnehmer wurden Katrin Discher und Horst Rudolph von der Trilux GmbH & Co. KG aus Arnsberg begrüßt. TRILUX Simplify Your Light steht für Wege zu einer maßgeschneiderten, energieeffizienten und zukunftsfähigen Lichtlösung. Das Unternehmen wurde 1912 gegründet und beschäftigt weltweit 5.000 Mitarbeiter.

Gastgeber Johannes Lackmann, Geschäftsführer der WestfalenWIND GmbH mit 70 Mitarbeitern stellte sein Unternehmen vor und berichtete insbesondere vom steinigen Weg der Windkraftbewegung in den Anfängen bis zur heutigen Etablierung inklusive der Übernahme von Erneuerbaren Energien durch die Energiekonzerne. Hier finden sich viele Analogien zum aktuellen Stand der Circular Economy, die an der Schwelle steht, ihr bisheriges Nischendasein zu verlassen. Auch die Circular Economy kämpft mit ähnlichen Problemen wie die Windkraft in ihren Anfängen: Teilweise fehlende Akzeptanz in den Märkten, Wettbewerbsnachteile durch Preisverzerrungen gegenüber Produkten, die subventioniert werden bzw. deren Risiken nicht betrachtet und nicht bepreist werden sowie hemmende gesetzliche Regelungen.

Eric Adelt, Geschäftsführer der IP Adelt GmbH mit 50 Mitarbeitern berichtete, wie das Unternehmen seinen eigenen CO2 Fußabdruck ermittelt und kompensiert hat. Dabei fallen ca. 20 % des CO2 Fußabdrucks im eigenen Unternehmen und 80 % bei den Lieferanten an. Eine Herausforderung war, wie Kompensationen am besten auf die Produkte verteilt werden konnten, um eine CO2 Neutralität zu erreichen. Das Unternehmen produziert Werbe- und Präsentationsmittel und ist damit in einer Branche angesiedelt, in der das Thema Nachhaltigkeit quasi schon in Bezug auf das Produkt nicht einfach ist und auch bei vielen Kunden keine große Rolle spielt. Trotz dieser Schwierigkeiten wird das Unternehmen diesen Weg weiterverfolgen. Er zeigt erste Effekte als Kundenbindungsmaßnahme und hat sich auch als Motivationsfaktor für die Mitarbeiter herausgestellt.

In einem Überblick berichteten viele Teilnehmer, dass die Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit seitens der Kunden zunehmen - von Fragebögen über Managementsysteme, Einträge in der SCIP-Datenbank bis hin zu Nachhaltigkeitsaudits. Insbesondere IKEA ist bei einigen Unternehmen aktuell ein starker Treiber. Auch Mitarbeiter können zu Treibern werden. Hier gibt es länderspezifische Unterschiede, aber z.B. sind in den Niederlanden Nachhaltigkeit, Green Procurement und Circular Economy ein großes Thema. Auch bei öffentlichen Ausschreibungen spielt Zirkularität teilweise schon mit einer Gewichtung von 30 % eine Rolle.

Heiß diskutiert wurde das Thema Recycling / Circular Economy von langlebigen Produkten. Hier herrscht das Dilemma, dass niemand voraussehen kann, welche Inhaltsstoffe auch in 25-30 Jahren noch erlaubt und recyclingfähig sind, selbst wenn sie nach dem heutigen Stand alle Anforderungen erfüllen. Eine Forderung an die Politik sollte daher sein, Stoffe nicht zu verbieten, sondern klar zu definieren, welche Stoffe zugelassen sind.

Einige Unternehmen haben bereits erste Ansätze realisiert, eigene Produkte zurückzunehmen. Dieses Angebot wird allerdings von vielen Kunden bislang kaum genutzt und damit auch nicht die Potenziale des Recyclings. Problematisch ist weiterhin, dass der Faktor Arbeit im Verhältnis teurer als der Faktor Rohstoffe/Material ist. Dies führt häufig dazu, dass sich der Arbeitsaufwand beim Recycling oder der Wiederaufarbeitung „nicht rechnet“. Auf der Kundenseite ist die erste Hürde oftmals die Einkaufsabteilung, hier spielt der Preis in vielen Fällen noch die ausschlaggebende Rolle.
Trotz der bestehenden Hürden waren sich alle einig, dass die Themen Nachhaltigkeit / Circular Economy wichtig sind und ihre Bedeutung stark zunehmen werden. Ein erstes Unternehmen hat begonnen Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette sichtbar zu machen.

Die Schlussfolgerungen des Nachmittags:

  • Gesetzgebung und Richtlinien sind immer noch linear und nicht zirkulär ausgelegt.
  • Mehrwerte müssen aus Innovationen und nicht aus Rohstoffen geschöpft werden.
  • Wirtschaft muss sich stärker in Politik einmischen, um förderliche Rahmenbedingungen mit zu gestalten.

Das vierte Treffen der Gruppe findet am 26. Januar 2021 bei der Weidmüller Gruppe in Detmold statt.

Moderation: Ulrike Künnemann & Michael Kemkes, InnoZent OWL e.V.




Die Erfahrungsaustauschgruppe ist Bestandteil von CirQuality OWL und wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Land NRW gefördert. Die Teilnahme ist kostenfrei.