Produkt- und Stoffkreisläufe nach Circular Economy Ansätzen zu gestalten, ist in der Praxis noch kein Selbstläufer und stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Besonders schwierig ist z.B. die Kreislaufführung von langlebigen Produkten, da nicht absehbar ist, ob erlaubte Inhaltsstoffe von heute nicht als Schadstoffe in 10-30 Jahren eingestuft werden. Weiterhin gibt es viele gesetzliche Regelungen, die Kreisläufe aktuell eher behindern und ausbremsen als fördern, z.B. unzureichende Müllvermeidungsstrategien, die immer noch zu einem hohen Verlust von Wertstoffen führen oder fehlende Anreizsysteme zur Erstellung von CO2 reduzierten Produkten.
Folgende Wünsche wurden an die Politik formuliert:
- Die Rahmenbedingungen und Gesetze für eine Circular Economy sollten praxisnah gestaltet werden. Nachhaltigkeitsaktivitäten sollten gefördert und unterstützt werden anstatt sie zu behindern.
- Dafür sind weltweite bzw. mindestens EU einheitliche Regeln und Gesetze erforderlich.
- Als Bewertungs- und Entscheidungskriterien sollten wissenschaftliche Fakten wie Ökobilanzen oder EPDs (Environmental Product Declaration) als Grundlage genommen werden. Die Festlegung von Recyclingquoten ist kein zwingend sinnvoller Maßstab.
- Die Herstellung von CO2 reduzierten Produkten sollte gefördert werden, ebenso die Aufarbeitung von Produkten (versus Neuprodukte) sowie die Schaffung von Wertstoffen.
- Gleichzeitig sollte es Auflagen zur Verhinderung von Abfällen und Vorgaben zur Reduzierung der produktspezifischen CO2 Bilanz geben.
- Die Transparenz bezüglich einer Klimaneutralität sollte erhöht werden. Aktuell werden Produkte und Dienstleistungen als klimaneutral beworben, die durch CO2-Kompensationsmaßnahmen (Green Buying) klimaneutral „gerechnet“ wurden. Zukünftig sollten Kompensationen transparent und separat ausgewiesen werden. Dies ist notwendig, um tatsächliche Verbesserungen in Prozessen, Geschäftsmodellen usw. klarer sichtbar und somit attraktiver zu machen.
- Die Übergänge vom Abfall- zum Produktrecht (REACH, ROHS usw.) sollten überarbeitet und praxisnäher gestaltet werden.
- Sortier- und Recyclingtechnologien sollten weiterentwickelt werden.
- Mit ihrem Beschaffungsvolumen von 300 - 500 Milliarden Euro kann die öffentliche Hand in Deutschland auf der Nachfragerseite eine sehr große Lenkungswirkung hin zu kreislauffähigen Produkten und Materialien erzielen.
Dieser Dialog zwischen Politik und ostwestfälisch-lippischer Wirtschaft hat seinen Anfang gemacht und soll weitergeführt werden, denn uns interessiert:
- Wie Vertreterinnen und Vertreter der Politik im Rahmen ihrer politischen Funktionen den Prozess zu einer Circular Economy in Ostwestfalen-Lippe unterstützen können?
- Wie Allianzen zwischen Politik & Wirtschaft aussehen können, um die drängenden ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu meistern?
Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
- Wibke Brems, MdL, GRÜNE, Gütersloh
- Karin Bültmann, GRÜNE, Wirtschaft und Landesentwicklung, Düsseldorf
- Georg Fortmeier, MdL, SPD, Gütersloh-Bielefeld
- Christina Kampmann, MdL, SPD, Bielefeld
- Patrick Bockwinkel, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Ellen Stock, MdL, SPD, Lippe
- Bernhard Hoppe-Biermeyer, MdL, CDU, Paderborn
- André Kuper, MdL, CDU, Gütersloh
- Bianca Winkelmann, MdL, CDU, Minden-Lübbecke
- Marc Lürbke, MdL, FDP, Paderborn,
- Kerstin Vieregge, MdB, CDU, Lippe
- Reinhold Rünker, Abteilung III – Wirtschaftspolitik, Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE) des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
- Dr. Ole Wintermann, Agenda Nachhaltige Transformation, Bertelsmann Stiftung, Gütersloh
- Mark Edler & Dr. Eberhard Niggemann, Weidmüller, Detmold
- Annika Windmöller & Dr. Thomas Hohberg, Windmöller GmbH, Detmold
- Jörg Witthöft, ZF Friedrichshafen AG, Standort Bielefeld
Eingeladen hatten im Rahmen von CirQuality OWL Friederike David vom Verein Deutscher Ingenieure VDI Ostwestfalen-Lippe e.V., Almut Rademacher und Dr. Angelika Kipp von owl maschinenbau e.V. sowie Ulrike Künnemann von InnoZent OWL e.V.