Pioneer Thinking

Windmöller GmbH


Das Unternehmen


Innovationen, qualitativ hochwertige Produkte und ausgezeichneter Service – dafür steht das Familienunternehmen Windmöller seit über 70 Jahren in dritter Generation. Eine Familie mit über 500 Mitgliedern an drei Standorten in Ostwestfalen, in über 20 Berufen und acht Ausbildungsgängen. Mit einem Umsatz von jährlich über 160 Mio.€ liefert Windmöller innovative Bodenbeläge, hocheffiziente Akustiksysteme und intelligente Holzwerkstofflösungen. Die innovativen Bodenideen, einzigartigen Technologien und Markenwelten begeistern Menschen, Unternehmen und Märkte. Weltweit in über 70 Ländern.

Das Portfolio an innovativen Böden bietet elastische Designbeläge, Laminat- und Multilayer-Böden sowie den weltweit ersten Bioboden auf Polyurethanbasis. Er erfüllt alle Ansprüche an Hygiene, Design und Belastbarkeit. Die Basis des hochwertigen Polyurethan-Bodenbelags ist der Hochleistungsverbundwerkstoff ecuran aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen und natürlichen Füllstoffen. Natürliche Öle wie Raps- oder Rizinusöl ersetzen üblicherweise genutzte petrochemische Polyole. Ohne Zusatz von Chlor, Weichmachern und Lösemitteln. PURLINE Bioboden wurde bereits mehrfach prämiert und mit dem Cradle to Cradle Zertifikat Silber ausgezeichnet.

Unsere Motivation


„Wir machen die Welt mit gesunden und nachhaltigen Bodenlösungen einfacher und lebenswerter.“

Die Handschrift unseres Familienunternehmens ist innovatives Denken und Handeln. Nachhaltige Produkte zur Marktreife zu entwickeln, ist seit 70 Jahren unsere Passion.

Highlights und Meilensteine, auf die wir stolz sind, sind dabei die Entwicklung der Klick-Laminat-Bodenbeläge (1991), der PU-Schalldämmunterlagsmatten (2000) sowie der PURLINE PU-Boden (2004). Letzterer wurde aus der Motivation heraus entwi-ckelt, eine wohngesunde, emissions- und geruchsneutrale und gleichzeitig technisch überlegene Alternative zu Vinylbodenbelägen (PVC) und Linoleum zu produzieren. Hier ist die Wahl auf Polyurethan (PU) gefallen, das die Herstellung von Hochleistungswerkstoffen ohne kritische Inhaltsstoffe ermöglicht.

Gerade die Weichmacherfreiheit der PU-Produkte hat sich unter den Blickwinkeln „Nachhaltigkeit, Wohngesundheit und Recyclingfähigkeit“ als entscheidender Vorteil gegenüber den im Markt dominierenden PVC-Produkten bewährt und diesen Ansatz bestätigt. Integrale Bestandteile der Unternehmensphilosophie sind dabei Transparenz und Vertrauen. Dazu gehören eine öffentliche Ökobilanz der PURLINE Produkte (EPD) sowie diverse externe Prüfungen, Audits und Zertifikate.

Unser Weg


Warum gerade Polyurethan als Material für Bodenprodukte?

Das Startkapital für die Entwicklung von PU-Bodenprodukten war in den Gründerjahren der Windmöller Polymer Technologie (WPT) PU-Know-how, das noch heute zentrale Mitarbeiter u.a. von der insolventen Balsam AG eingebracht haben. Von da an war es ein kontinuierlicher, streckenweise auch steiniger Weg zu den heutigen Produkten und Produktionsbedingungen.

Dazu gehören viele Einzelentscheidungen, wie die Umstellung von elektrisch beheiztem Thermoöl auf mit Holzhackschnitzeln beheiztes Wasser als Energieträger für die Fertigung, die Entwicklung von PU-Rezepturen, die auf nachwachsendem Pflanzenöl basieren (ab 2006), die Installation von Solaranlagen und die Umstellung auf klimaneutralen Ökostrom.

Solaranlage auf dem Dach der PU-Fertigung in Detmold, „Bild: © Windmöller GmbH“
Bereits seit 2011 wird unser PURLINE Bioboden auf Basis nachwachsender Rohstoffe und natürlicher Füllstoffe produziert. Das Herz der PU-Bodenprodukte und des PURLINE Biobodens ist ecuran; das Ergebnis langjähriger Forschungen.
Mit ecuran gelingt es, Fußbodenprodukte herzustellen, bei denen üblicherweise genutzte petrochemische Polyole in der Bio-Polyurethanrezeptur durch natürliche Öle wie Raps- und Rizinusöl ersetzt und mit natürlich vorkommenden, mineralischen Komponenten wie Kreide kombiniert wurden. Der Hochleistungsverbundwerkstoff ecuran verzichtet bewusst auf Weichmacher, Lösungsmittel oder Chlor und eignet sich so optimal für viele Einsatzbereiche.

Das Rizinusöl stammt überwiegend aus Indien, da Rizinus nicht in Europa angebaut wird. Die Pflanze wird typischerweise von Kleinbauern oder Kooperativen angebaut, die Rizinus auch als Schutzpflanze für Agrarflächen einsetzen. Der Anbau der Rizinuspflanze ist sozialverträglich, erfolgt nicht in Monokulturen oder auf gerodeten Flächen und steht auch nicht im Wettbewerb mit Lebensmittelanbau. Vergleichbar hohe Kriterien gelten für alternative Pflanzenöle. Bei Windmöller werden jährlich 7.000 t Rizinusöl verarbeitet.

Mit unserer Vorgehensweise finden wir uns in der international anerkannten Cradle to Cradle (C2C) Denkschule sehr gut wieder. Diese folgt einem Konzept, das Materialien, Prozesse und Produkte in ihrer ökologischen Gesamtwirkung betrachtet. Dabei werden der gesamte Produktlebenszyklus und dessen globale Auswirkungen betrachtet. Vorbild ist dabei die Natur. Daher sind wir sehr stolz darauf, dass sowohl unsere PU-Unterlagsmatten als auch der PURLINE Bioboden seit 2018 cradle to cradle zertifiziert sind.
Für uns ist das auch eine unabhängige Bestätigung, dass wir mit ecuran als Werkstoff auf dem richtigen Weg sind.

Eine C2C Zertifizierung basiert auf Einzelbewertungen in den folgenden 5 Bereichen:

  • Materialgesundheit, inklusive Fertigungsverfahren und Hilfsstoffe
  • Kreislauffähigkeit
  • Einsatz von erneuerbaren Energien
  • verantwortungsvoller Umgang mit Wasser und
  • soziale Gerechtigkeit

Für die Zertifizierung ist jeweils das schlechteste Einzelergebnis ausschlaggebend.

Übergabe des C2C Zertifikats für den PURLINE Bioboden Von links: Guido Horst, Dr. Thomas Hohberg, Lena Bayer, Georg Kruse (Windmoeller GmbH) and Albin Kälin (EPEA Switzerland GmbH), „Bild: © Windmöller GmbH“
Wie sich PURLINE Bioboden in diesen C2C Bewertungskategorien gegenüber anderen Produkten auszeichnet, haben wir in unseren FAQs erläutert.


Dabei ist die Vision, die von der Natur vorgelebte Nachhaltigkeit zu kopieren, noch nicht erreicht. Wichtig ist uns, auf dem richtigen Weg zu bleiben, diesen kontinuierlich zu beschreiten und auch immer wieder kritisch zu hinterfragen. Dabei sind wir selbst unsere strengsten Kritiker.

Die Stolpersteine


Mehrwert:
Leider ist die Bereitschaft, für nachhaltige Produkte einen Preisaufschlag zu akzeptieren, immer noch sehr gering. Das liegt nicht nur am Endverbraucher, sondern auch an den extrem preisgetriebenen Lieferketten. Gerade für den Produktentwickler sind dadurch nachhaltigere, aber teurere Produktvarianten oder Rohstoffe oft nur dann einsetzbar, wenn es ihm gelingt, die Mehrkosten an anderer Stelle wieder einzusparen. Idealerweise durch nachhaltige Konzepte. Das sind enorme Herausforderungen.

Komplexes Thema:
Nachhaltigkeit (auch von Produkten) ist ein hochkomplexes Thema. So ist es sehr schwer die komplexen Details und Zusammenhänge allgemeinverständlich darzustellen. Ein transparentes, chemisch korrektes und gleichzeitig allgemeinverständliches Marketing von nachhaltigen Produkten ist daher hochkomplex. Griffige Vereinfachungen werden da schnell zu einer Gratwanderung und müssen sich möglicherweise Vorwürfen zum „Greenwashing“ stellen.

Eine weitere wachsende Herausforderung ist der sehr heterogene Kenntnisstand der Kunden sowie populäre Betrachtungsweisen, die sich zudem gerade im Rahmen aktueller Entwicklungen (z.B. Fridays for Future) schnell ändern.

Umsetzbarkeit:
Weitere Stolpersteine liegen in den hohen Anforderungen der C2C Denkschule. Einige der Forderungen sind in der Realität (noch) nicht umsetzbar oder im Kern auch widersprüchlich. So soll Recyclingmaterial eingesetzt werden, dass schnell mal 10 % unbekannte Inhaltsstoffe enthalten kann, während gleichzeitige alle Inhaltsstoffe mit mehr als 0,01% Anteil anzugeben und auch zu bewerten sind.

Bekanntheitsgrad:
Die C2C Zertifizierung wird oft mit anderen Umweltzertifikaten wie z.B. dem Blauen Engel verglichen. Das ist etwa wie der Vergleich „Hochsprung bei den Bundesjugendspielen und der Olympia-Qualifikation im Stabhochsprung“. Das ist wenigen Menschen bewusst und daher erfährt die C2C Zertifizierung häufig noch keine angemessene Wertschätzung.

Die Erfolge


Die Windmöller GmbH ist ein kommerzielles Unternehmen, das auch erfolgreich wirtschaften muss. In diesem Rahmen sind unsere C2C zertifizierten PU-Produkte keine Nischen oder losgelösten Marketingleuchttürme, sondern wirtschaftlich erfolgreiche und profitable Kernprodukte des Unternehmens, die ca. 50 % des Umsatzes ausmachen. So produzieren wir ca. 24 Mio m² PU-Unterlagsmatten und steigende Mengen PU-Bodenbeläge.

Unsere Ansätze und Aktivitäten wurden bereits durch diverse Auszeichnungen gewürdigt. So wurden wir u.a. in 2019 mit dem reddot award oder in 2015 als TOP-Innovator ausgezeichnet.

Details finden Sie unter:


So geht es weiter


Produkte und Prozesse:
Die Themen C2C und Circular Economy haben auch in Zukunft eine sehr hohe Priorität in unserer Unternehmensstrategie. So haben wir gerade die erste C2C Rezertifizierung gemeistert. Daneben verfolgen wir kontinuierlich diverse neue nachhaltige Projekte, wie z.B. die verstärkte Nutzung heimischer Pflanzenöle. Erfahrungsgemäß werden davon nicht alle erfolgreich sein und daher ist es hier zu früh, darüber schon jetzt zu sprechen.

Lokale Initiativen:
Ein nächster Schritt ist eine verstärkte lokale Vernetzung mit Partnern, die ebenfalls am Thema Nachhaltigkeit interessiert sind. Hier möchten wir Vorteile nutzen, wie z.B. kurze (Transport)wege bei nachhaltigen Prozessen, Projekten und Warenströmen.

Was wir anderen mitgeben möchten


Der Weg zur eigenen Zertifizierung:
Der Aufwand, ein komplett neues C2C Produkt in die Welt zu setzen ist erheblich, zumal eine C2C Zertifizierung keine Garantie für einen wirtschaftlichen Erfolg darstellt. Unsere Empfehlung ist, bei allen Unternehmensentscheidungen dem Aspekt Nachhaltigkeit eine hohe Priorität zu geben und diese ganz oben in der Unternehmensstruktur auf Geschäftsführungsebene anzusiedeln.

Dazu sind die Zeiten und Unterstützungsmöglichkeiten so gut wie noch nie. Bei den oft schwierigen Entscheidungen „Was ist der nachhaltigere Weg?“ hilft die C2C Denkschule. Allerdings wird man als Unternehmen auch immer die politischen Rahmenbedingungen und Trends, wie den European Green Deal, mitberücksichtigen. Nicht immer sind diese Sichtweisen synchron. Wenn dann das Unternehmen und die Produktentwicklung entsprechend „auf Kurs“ sind, sind die letzten Schritte zu einer C2C Zertifizierung vielleicht schneller in greifbarer Nähe als anfänglich gedacht.

Notwendige Unterstützer:
Zum breiten Erfolg von C2C Produkten gehören auch die Abnehmermärkte. Hier kann jeder Bauherr oder Einkäufer und insbesondere auch die öffentliche Hand den entscheidenden Impuls zum Markterfolgt von C2C Produkten geben.

Unsere Empfehlung an die Politik


Produktlebensdauer und Einsparungen berücksichtigen:
Die aktuellen politischen Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit und Kunststoffe sind extrem auf Verpackungen fokussiert. Das ist nachvollziehbar und hier gibt es z.B. zu den Themen Vermüllung, Mikroplastik in der Umwelt und Recycling großen Handlungsbedarf.

Leider werden die diskutierten Maßnahmen und Vorgaben, wie z.B. Recyclingquoten, den langlebigen Produkten nicht gerecht. Für eine lange Lebensdauer designte Produkte werden de facto bestraft, wenn die Recyclingquote maßgebliches Bewertungskriterium ist. Die Kenntnisse und Beschränkungen von Inhaltsstoffen (insbesondere von Kunststoffen) ändern sich während der Lebensdauer der Produkte (unsere Bodenprodukte sind für eine Nutzungsdauer von mindestens 30 Jahren designt) dramatisch. So gibt es vermutlich kein 30 Jahre altes Kunststoffprodukt, das die heutigen Anforderungen (insbesondere die C2C Anforderungen an Materialgesundheit) erfüllt. So wusste vor 30 Jahren niemand von den Risiken, die zur Regulierung der heute nicht mehr eingesetzten Phthalatweichmacher geführt haben. Diese „Legal Additives“ machen ein Recycling oder eine wiederholte Nutzung (jahrzehnte-)alter Kunststoffe schon heute fast unmöglich. Es wäre naiv zu glauben, diese regulatorische Entwicklung würde nicht weitergehen. Unserer Meinung nach sind Langlebig-keit und ggf. die Verwendung nachwachsender Rohstofferhöher zu bewerten als eine Recyclingquote X.

Forschung zur Bewertung von Nachhaltigkeit fördern und Ergebnisse anwenden:
Weiterhin sehen wir Bedarf an einer objektiven Bewertung der Nachhaltigkeit eines Produktes. Ausgangsbasis dafür sollten wissenschaftlich erstellte Umweltbilanzen sein. Insbesondere bei der Gewichtung der einzelnen Umweltfaktoren des ökologischen Fußabdruckes gibt es noch großen Handlungs- und Forschungsbedarf.

Was ist nachhaltiger: Verringerter CO2 Ausstoß oder weniger Wasserverbrauch?
Diese Fragen sind nicht beantwortet.

In einer Umweltbilanz (EPD) werden schon heute standardmäßig 25 verschiedene Umweltfaktoren eines Produktes mit konkreten Zahlenwerten für jeweils jede Phase des Produktlebenszyklus ermittelt.
Das sind 300! Zahlenwerte, die letztendlich zusammengeführt und in Summe bewertet werden müssen. Hier brauchen gerade Produktentwickler langfristig verlässliche Kriterien sowie stabile politische und gesetzliche Vorgaben. Wenn sich diese Vorgaben mit jedem neuen Hype in der öffentlichen und politischen Diskussion ändern, fehlt die notwendige Planungssicherheit, um in langfristige nachhaltige Projekte zu investieren.


Zu guter Letzt


Nachhaltige Produkte zu entwickeln, zu produzieren und zu verkaufen, ist gesellschaftlich relevant, damit ein wichtiger Aspekt der Mitarbeitermotivation und folglich auch deren Produktivität. Diese trägt auch ohne höhere Verkaufspreise zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens bei. Nachhaltigkeit ist Trumpf, gerade auch wenn es darum geht, junge hochqualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, motivieren und zu halten.

Wir reden gerne mit Ihnen


Ideenaustausch und insbesondere lokale Kooperationen können einen wichtigen Beitrag zur Lösung der aktuellen Herausforderungen leisten.
Sprechen Sie uns an.

Ansprechpartner:


Dr. Thomas Hohberg
Vertriebsleiter OEM / Bodensysteme

Windmöller GmbH
Nord-West-Ring 21
D-32832 Augustdorf
+49 5237 / 609 – 0

info@windmoeller.de
www.windmoeller.de


Das Gespräch führten Dr. Thomas Hohberg (Windmöller GmbH) und Ulrike Künnemann (InnoZent OWL e.V.), Juni 2020

Ein Best Practice Beispiel im Rahmen von CirQuality OWL.