Diese Studie beschreibt das Vorgehen einer Sensitivitätsanalyse nach Frederick Vester. Dabei wird das Innovationsökosystem Circular Economy (CE) analysiert. Im ersten Schritt wird das Innovationsökosystem beschrieben. Dazu werden die relevanten Systemvariablen definiert und bewertet. Im Anschluss werden die Systemzusammenhänge analysiert. Dabei wird untersucht, wie sich ein solches System entwickelt und welche Effekte die einzelnen Systemvariablen hervorrufen. Dazu wurde die Software „iModeler“ verwendet [1]. Im letzten Schritt wird das modellierte System bewertet und Szenarien durchgespielt, um die Systemzusammenhänge zu reduzieren und Aussagen abzuleiten.
Das System enthält viele positive Rückkopplungen. Dies deutet auf ein instabiles System hin [2]. Viele positive Verstärkungen sorgen dafür, dass eine aufwärtsspirale entsteht. Eine Studie des Umweltbundesamtes kommt zu dem Schluss, dass das Innovationsökosystem CE in Deutschland noch kaum Dynamik aufweist [3]. Nach den Ergebnissen der hier vorliegenden Sensitivitätsanalyse zeichnet sich aber ab, dass wenn die ersten Hürden genommen sind, eine sich selbst beschleunigende Transformation hin zu einer CE in Gang gesetzt werden kann. Kritische Hebel, die identifiziert wurden, sind: die Transformation von Unternehmen hin zu zirkulären Prozessen und Geschäftsmodellen, Wissensentwicklung und die Diffusion des Wissens in verschiedene Bereiche.
Da es sich um ein instabiles System handelt, muss irgendwann gegengesteuert werden, um zu verhindern, dass das System kollabiert. Daher sind Maßnahmen mit Fingerspitzengefühl umzusetzen.
Darüber hinaus muss beachtet werden, dass die Einflusswirkung der Systemvariablen eventuell angepasst werden muss und in diesem Ansatz zu positiv eingestellt wurde. Die Einstellung der Systemvariablen und die Begründung dafür sind im Anhang beigefügt und können Grundlage für weitere Studien sein.
Über die Studie hinaus wurden Beispielprojekte aus dem Forschungsprojekt CirQuality OWL aus der Lebensmittelbranche dargestellt. Die Herangehensweise nach Vester gleicht einem Herauszoomen aus dem System. Die Darstellung eines lokalen kleinen Innovationsökosystems soll veranschaulichen, wie Innovationen und Projekte im Kleinen wirken – das Ökosystem wird also auch durch die Lupe oder sogar das Mikroskop betrachtet, um kleine Ausschnitte aus dem Ökosystem genau zu untersuchen.
Dazu wurde ein systematischer Circular-Erst-Check durchgeführt, um Einblicke in das Ökosystem der lebensmittelverarbeitenden Industrie zu erhalten. Dazu haben die Food-Processing Initiative e. V. (FPI) und das Institut für Technische Energie-Systeme (ITES) einen Fragebogen für die Lebensmittelverarbeitende Industrie entworfen, der als Gesprächsleitfaden diente. Die Experteninterviews sind mit Unternehmen aus den Bereichen Fleischverarbeitung, Gemüseverarbeitung und Lebensmittelherstellung geführt worden. Viele KMUs setzen die Ideen und Geschäftsmodelle einer CE noch nicht um. Alle beteiligten Unternehmen sind aber stark daran interessiert, die Nachhaltigkeit im Unternehmen zu verbessern. Aufbauend auf der Ist-Analyse wurden dann weitere Handlungsschritte definiert, die den beteiligten Unternehmen dabei helfen können, die Transformation hin zu einer CE zu starten oder fortzuführen.
In einer abschließenden Sammlung wurden Beispiele für zirkuläre und nachhaltige Ansätze aus der Lebensmittelindustrie gesammelt und beschrieben. Diese dienen zur Inspiration und Veranschaulichung von Lösungsansätzen.
Quellen:
[1] Consideo, „iModeler“. http://www.know-why.net/ (zugegriffen Dez. 23, 2022).
[2] F. Vester, „Die Kunst vernetzt zu denken. Ideen und Werkzeuge für einen
neuen Umgang mit Komplexität ; ein Bericht an den Club of Rome“, dtv, Nr.
33077, S. 372 S., 2002.
[3] Umwelt Bundesamt, „Innovationen für die Circular Economy - Aktueller Stand
und Perspektiven Ein Beitrag zur Weiterentwicklung der deutschen
Umweltinnovationspolitik“, 2021.